Die Seed-Implantation (Brachytherapie) als kurative Therapie
In den USA wird die LDR- Brachytherapie (Seed-Implantation mit Iod-125) bereits seit mehr als 25 Jahren angewandt. Mit steigender Tendenz werden dort jährlich etwa 40 000 Patienten behandelt. Aufgrund der guten Ergebnisse bei vergleichsweise geringfügigen Nebenwirkungen und der relativ geringen Belastung für den Patienten hat sich die Methode auch in Deutschland etabliert. Derzeit wird die Seed-Implantation bereits in mehreren deutschen Kliniken und Therapiezentren, teilweise auch ambulant, angewandt.
Am Evangelischen Krankenhaus Mittelhessen führt dies Herr Dr. Kai Braun seit 2008 mit großem Erfolg regelmäßig durch.
Ein Team bestehend aus Radioonkologen, Strahlenphysiker und Strahlentechniker begleiten ihn während der Planung und Behandlung.
Die Wirkungsweise therapeutischer Strahlen
Hier sehen Sie in der Röntgenaufnahme die platzierten Titanhülsen (Seeds), welche für die begrenzte Strahlungsdauer, das Karzinom bestrahlen und umliegende Bereich optimal schonen.
Wie bereits in der Gegenüberstellung der verschiedenen Therapiemethoden gesagt, ist die Seed-Implantation eine spezielle Form bzw. Weiterentwicklung der Strahlentherapie. Die Strahlentherapie wird bereits seit mehr als hundert Jahren gegen bösartige Tumore eingesetzt und befindet sich heute auf einem sehr hohen technischen Niveau. Ziel der Strahlentherapie ist es, die Tumorzellen zu schädigen, so dass sie ihre Fähigkeit zur Teilung verlieren und schließlich zugrunde gehen. Dabei macht man sich das zelleigene Reparatursystem zunutze, ohne das ein vertretbares Nutzen-Risiko-Verhältnis kaum zu erzielen wäre: Für den Fall einer Schädigung verfügt jede gesunde Zelle über die Fähigkeit, Defekte selbstständig auszugleichen. Bei Krebszellen funktioniert dieses Reparatursystem weniger gut, so dass die Bestrahlung auf das Tumorgewebe eine größere Wirkung hat als auf das umliegende und durchstrahlte gesunde Gewebe. Während sich die gesunden Zellen zu einem Großteil wieder regenerieren, werden in den Krebszellen durch die externe Bestrahlung, die täglich über mehrere Wochen durchgeführt wird, oder durch die kontinuierliche Bestrahlung der Seeds immer mehr Schäden gesetzt, bis die Zellen absterben.
Trotzdem leidet das gesunde Gewebe unter der externen (äußerlichen) Bestrahlung, so dass hinsichtlich der Strahlendosis immer ein Kompromiss geschlossen werden muss, damit keine unerwünschten bleibenden Schäden entstehen. Die als maximal verträglich eingestufte Strahlungsdosis liegt bei der 3D konformalen Strahlentherapie bei etwa 75 Gray (Gray ist die Maßeinheit für Strahlen). Bei der Seed-Implantation ist dieser Kompromiss unnötig. Die Strahlenquelle in Form von wenigen Millimetern messenden radioaktiven Stiften (Seeds) mit Iod-125 oder Palladium-103 wird hierbei direkt in die Prostata eingebracht. Die Strahlung der Seeds reicht nur wenige mm im Gewebe, so dass das Tumorgewebe zwar zerstört, jedoch das umliegende gesunde Gewebe geschont wird. Aus diesem Grund kann die Gesamtstrahlendosis bei der Seed-Implantation auf bis zu 145 Gray erhöht werden, ohne dass folgenschwere Nebenwirkungen auftreten. Eine Weiterentwicklung stellt die „Rapid Strand-Technik“ dar, bei der die Iod-Seeds über einen Faden verbunden sind, und nicht einzeln implantiert werden. Dadurch wird eine präzisere Implantation erreicht, die Dauer der Implantation verkürzt und die Wanderung der Seeds nahezu ausgeschlossen.
Die bis zu 80 reiskorngroßen Stifte sind titanummantelt und verbleiben dauerhaft in der Prostata. Sie geben über einen Zeitraum von 3 (bei Palladium-103) bis 12 (bei Iod-125) Monaten kontinuierlich Strahlen ab und werden schließlich inaktiv. Diese inaktiven Titanhülsen sind für den Patienten jedoch nicht spürbar. Sie haben keine nachteilige Wirkung auf das umliegende Gewebe und reagieren auch nicht auf Metalldetektoren, z. B. an Flughäfen.